Mit dem Erdbohrer auf Ausgrabung

02.08.2023 Anna Klara Falke

Mitte Juli machten sich die Mitglieder der AKo zusammen mit Manuel Zeiler (LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe) und Sandra Peternek (LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Münster) nach Dülmen-Merfeld auf, um dort den neu angeschafften Erdbohrer der AKo auszuprobieren. Erdbohrer werden in der Archäologie genutzt, um mithilfe der Bohrungen die Lage von vermuteten Denkmälern zu prüfen und eine Stratigrafie festzustellen.  

 

Das Profil zeigt deutlich die Gräfte (hellbraune Schicht) (Altertumskommission/Falke).

In Dülmen-Merfeld findet momentan eine Ausgrabung auf einem Gebiet, das demnächst bebaut werden soll, statt. Dabei wird ein Gräftenhof ausgegraben. Als Gräfte bezeichnet man einen Wassergraben, der einen Hof umgibt. Teile dieser Gräfte wurden schon ausgegraben, sodass dieser im Profil der Schnitte sichtbar ist. Auch durch Luftfotografien kann der Verlauf grob nachvollzogen werden. Mit dem Erdbohrer wollten wir nun aber schauen, wo genau die Gräfte langführte. Dafür hatte Grabungstechniker Michael Esmyol vorher bestimmte Stellen markiert, an denen die Gräfte vermutet wird und die bebohrt werden sollten.

Vor Ort wurden wir zunächst durch die Ausgrabungsstätte geführt (Altertumskommission/Falke).

Wir von der AKo hatten bis dato selbst keine Erfahrungen mit einem Erdbohrer – dankenswerterweise hat Manuel Zeiler sich bereit erklärt, uns in die Arbeit damit einzuführen. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir also an der Ausgrabungsstätte an und wurden zunächst einmal von Christine Kersting durch die Stätte geführt, damit wir einen Überblick bekamen. Da wir alle gespannt auf den Erdbohrer waren, ging es dann aber auch schnell los. Eine 1 m lange Stange wird dabei in den Boden getrieben – dafür muss man das schwere Gerät aber erst einmal auf diese Stange hieven. Ist es einmal dort oben angebracht, erledigt der Bohrer den Rest: Mit ordentlichem Lärm wird die Stange binnen Sekunden in den Boden getrieben und muss danach wieder herausgehebelt werden. In der Nutstange befindet sich dann der Bohrkern, der für uns relevant ist.

  • Der Erdbohrer wird zunächst vorbereitet und betankt (Altertumskommission/Falke).

  • Der Bohrer wird auf die 1 m hohe Stange gehoben (Altertumskommission/Falke).

  • In wenigen Sekunden ist die Stange in den Bogen getrieben (Altertumskommission/Falke).

  • Anschließend wird die Stange wieder herausgehebelt (Altertumskommission/Falke).

Für die Dokumentation wird der Bohrkern geputzt, so sind die verschiedenen Erdschichten erkennbar (Altertumskommission/Falke).

Nun sind ein geschultes Auge und Bodenkunde gefragt, denn die Erdschichten, die sich in der Stange befinden, müssen bestimmt werden. Wir haben an einigen Stellen die Gräfte getroffen, die sich, ähnlich wie im ergrabenen Profil, auch in dem Bohrkern wiederkennen ließ. Andere Stellen wiesen jedoch keine Hinweise auf die Gräfte auf, sodass die Bohrproben den vermuteten Verlauf dieser widerlegen konnten. An manchen Stellen ist es auch denkbar, dass dort tief gepflügt und der Befund dadurch zerstört wurde. Um die Ergebnisse ordentlich zu dokumentieren, wurden Fotos des Bohrkerns gemacht und die Stratigrafie notiert. Denn die Erde wird daraufhin aus der Stange entfernt, damit diese wieder benutzt werden kann – eine gute Dokumentation ist daher grundlegend, um die Ergebnisse festzuhalten.

Die verschiedenen Erdschichten werden ausgemessen und bestimmt (Altertumskommission/Falke).
Deutlich lässt sich die Stratigrafie erkennen (Altertumskommission/Falke).

Zum Schluss haben wir noch drei Bohrungen innerhalb des Hofes durchgeführt. Das Planum ließ an diesen Stellen vermuten, dass sich dort Brunnen befunden haben könnten. Auch hier konnten die Bohrungen weiterhelfen, denn die Stratigrafie zeigte deutlich, dass es sich hierbei nicht um Brunnen handelte. Mit unserem Erdbohrer kann mithilfe von Verlängerungsstangen bis zu 6 m tief in die Erde gebohrt werden, sodass auch tieferliegende Schichten damit erfasst werden können. In Dülmen-Merfeld ist der Boden sehr sandig, die Bohrungen sind dadurch sehr leicht und gehen schnell.

Für die Fotos wird Schatten benötigt (Altertumskommission/Falke).

Es zeigte sich deutlich, dass der Erdbohrer als ein Hilfsmittel gut geeignet ist, um eine Stratigrafie schnell zu ermitteln und dadurch die Lage von Bodendenkmälern bestimmen zu können. Da die Stange einen relativ geringen Durchmesser hat, ist die Zerstörung möglicher Befunde durch das Gerät gering. Uns hat das Ausprobieren dieser Methode viel Spaß bereitet, auch wenn es körperlich durchaus anstrengend ist. Wir werden den Bohrer zukünftig vor allem für unsere Burgenforschung einsetzen. Wir stellen ihn aber auch den Kolleg*innen von der Bodendenkmalpflege zur Verfügung, um auf schnelle Art und Weise archäologische Sachverhalte zu klären und Bodenproben für weitere Analysen zu entnehmen.