Unsere Mitarbeiterinnen Lea und Anna besuchten die Konferenz im Rheinischen Revier
An dieser Stelle berichten wir regelmäßig über die Archäologie Westfalen-Lippes. Doch was treiben eigentlich unsere Nachbarn im Rheinland? Lea und Anna von der AKo haben bei einer Konferenz im Rheinischen Revier Einblicke in aktuelle Herausforderungen der linksrheinischen Archäologie bekommen.
Archäologie arbeitet in Schichten: Schicht für Schicht legt sie die Objekte der Menschheitsgeschichte im Boden frei. Im metaphorischen Sinne hat sich nun vom 23. bis 25.10.2022 die Tagung „geSCHICHTEN Rheinisches Revier“ des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte in der Abtei Brauweiler in Pulheim den „Schichten“ des Strukturwandels im rheinischen Braunkohlerevier gewidmet. Zentrales Thema war, wie der Strukturwandel, den die Initiator:innen explizit als kulturelle Herausforderung sehen, in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund des Braunkohleausstiegs sinnvoll gestaltet werden kann. Die Tagung war eine Auftakt-Veranstaltung für die kommenden zwei Jahre, in denen das gleichnamige Projekt eine Schnittstelle für Kultur-Akteur:innen bilden und ein Netzwerk aufbauen möchte. Das Herzstück soll eine multifunktionale und partizipative Homepage sein, um Sichtbarkeit und Dialog zu erleichtern – ein expliziter Bedarf, den die Kulturszene formuliert hat.
Das Rheinische Revier liegt in der Niederrheinischen Bucht zwischen Bonn, Mönchengladbach und Aachen und stellt das größte Braunkohlevorkommen Europas dar. Seit dem 19. Jahrhundert wird hier im Tagebau Braunkohle abgebaut, heutzutage durch den Energiekonzern RWE (vormals Rheinbraun AG), der bis zum Kohleausstieg 2030 Kohle für die Verstromung fördern wird. Die gewonnene Energie war zweifellos eine Grundlage des Wohlstandes und Fortschritts im Rheinland. Die Förderung geht jedoch mit massiven Umwelteingriffen einher, die sich auf Natur und Bevölkerung auswirken. Der Boden ist im Hambacher Tagebau aktuell bis in eine Tiefe von mehr als 400 Metern abgebaggert. Im gesamten Revier wurden rund 80 Dorfgemeinschaften umgesiedelt, weil die alten Siedlungsflächen dem Bagger weichen mussten. Lokale Proteste gegen den Braunkohletagebau gibt es bereits seit den 1950er-Jahren. Infolge der Klimabewegung der vergangenen Jahre erhielt das Rheinische Revier überregionale Beachtung, nicht zuletzt wegen der Besetzung des Hambacher Waldes durch Aktivist:innen. Dieses komplexe Gefüge an Themen und Akteur:innen ist Teil des Resonanzkörpers des Tagebaus und damit des Strukturwandels.