Virtuelle Zeitreise in die Jungsteinzeit

05.07.2019 Deborah Priß

Kerstin Schierhold, Leo Klinke, Wieland Wienkämper, Vera Brieske und Barbara Rüschoff-Parzinger (v.l.) präsentieren die verschiedenen Anwendungen für die VR-App (Foto: Westfälische Nachrichten/F. Klausmeyer).

VR-App lässt Großsteingrab in altem Glanz erstrahlen

Am 02.07.2019 konnten geladene Pressevertreter die Großen-Sloopsteene bei Westerkappeln in ihrer einstigen Pracht bewundern – zumindest digital. Die von Leo Klinke, Archäoinformatiker der Altertumskommission, in Zusammenarbeit mit Dr. Kerstin Schierhold, Expertin für Forschung zur Jungsteinzeit, und dem Institut M2C der Hochschule Bremen entwickelte 3D-Animation versetzt das Megalithgrab vor den Augen des Betrachters in seinen ursprünglichen Zustand. Mit einer Virtual-Reality-Brille können die tonnenschweren Findlinge in ihrer heutigen Lage aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Durch das Starten der Animation werden die Steine in Bewegung versetzt: Die Tragsteine richten sich auf, Decksteine fliegen an ihre einstige Position, die Zwischenräume werden verfüllt. Zum Schluss legt sich eine Erdschicht über die etwa 18 m lange Konstruktion und vervollständigt dieses beeindruckende Zeugnis steinzeitlicher Baukunst.

 

Rekonstruktion des Megalithgrabs "Große Sloopsteeen" (Grafik: (Grafik: LWL-Altertumskommission für Westfalen/L. Klinke).

Die Rekonstruktion ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Die Großen Sloopsteene wirken wie ein willkürlicher Steinhaufen im Wald, sind jedoch die Überreste des am besten erhaltenen Großsteingrabs Westfalens, dessen Errichtung in die Zeit 3650–2800 v. Chr. datiert wird. Aktuelle wissenschaftliche Forschungen von Leo Klinke bilden die Grundlage für die Animation. Die Möglichkeit, virtuell in die Grabkammer zu gehen und die eigentlich tonnenschweren Findlinge durch die Luft fliegen zu sehen, soll Interessierten ein spannendes Erlebnis bieten. Aber die virtuelle Rekonstruktion ist auch von wissenschaftlichem Wert: Durch sie können die Forscher Aspekte der Statik untersuchen, Details zum Bau und zur Zerstörung der Grabanlage nachvollziehen und die einstige Wirkung in der Landschaft analysieren.

Um möglichst viele Interessierte zu erreichen, ist die App nicht nur mit der VR-Brille vewendbar, sondern auch über das Smartphone mit einem sogenannten Cardboard oder ganz bequem am PC – hier allerdings nur in 2D. Unter www.megalithik.vr.lwl.org kann der Nutzer die entsprechende Version auswählen und in die virtuelle Welt der Großen Sloopsteene eintauchen. Um die Adresse jederzeit zur Hand zu haben, kann man sich bei der Altertumskommission oder im LWL-Archäologiemuseum Herne die druckfrische Lentikular-Karte (Wackelkarte) besorgen, auf deren Rückseite der zugehörige QR-Code zu finden ist.

Die Wackelpostkarte der "Großen Sloopsteene" - erhältlich bei der LWL-Altertumskommission für Westfalen oder im LWL-Archäologiemuseum Herne (Video: LWL-Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

Die Gäste nutzen mit Begeisterung die Möglichkeit, das Großsteingrab in der virtuellen Realität zu erleben (Foto: LWL-Altertumskommission für Westfalen/L. Kopner).

Die geladenen Gäste waren begeistert von der Idee und ihrer Umsetzung. Jeder hatte die Möglichkeit, einmal selbst die VR-Brille aufzusetzen und sich die Animation anzuschauen. Dies wurde nach anfänglicher Zurückhaltung mit Freude ausprobiert und die Resonanz war überaus positiv. Nicht nur die Vertreter der dpa, wn, des WDR, von Sat1 und RTL waren beeindruckt, auch Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Dr. Wieland Wienkämper, Vorstandsmitglied des Kultur- und Heimatvereins Westerkappeln waren fasziniert.

Dies zeigt sich sowohl im großen Interesse der Presse, das durch die Anwesenheit der zahlreichen Journalisten bezeugt wird, als auch in den nachfolgenden Meldungen. Neben Online-Artikeln diverser Medien widmete der WDR in seiner Lokalzeit Münsterland dem Event einen Kurzbeitrag (https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-muensterland/video-neuer-blick-auf-altes-grosssteingrab-in-westerkappeln-100.html).

Für die Zukunft soll das Konzept der Virtual Reality ausgeweitet werden, sodass nicht nur die Großen Sloopsteene, sondern auch andere Baudenkmäler, Epochen oder Funde erlebbar gemacht werden.

 

Text: Deborah Priß

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  • Die "Großen Sloopsteene" in Westerkappeln (Foto: LWL-Altertumskommission für Westfalen/D. Priß).

  • Kurze Einführung von Leo Klinke mit begleitendem Video (Foto: LWL-Altertumskommission für WEstfalen/L. Kopner).

  • Das Megalithgrab in digitaler Form (Foto: LWL-Altertumskommission für Westfalen/L. Klinke).

  • Mit der VR-Brille in die Jungsteinzeit LWL-Altertumskommission für Westfalen/L. Klinke).

  • Der Betrachter wird in das Innere der rekonstruierten Grabkammer versetzt (Grafik: LWL-Altertumskommission für Westfalen/L. Klinke).