Als Praktikantin bei der Altertumskommission

24.04.2020 Jasmin Köhler

Millimeterarbeit: Bei der Erstellung von Tafeln ist es wichtig, dass alle Funde im gleichen Maßstab dargestellt werden (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D. Priß).

Archäologen graben doch nur in der Erde - oder?

Bauwagen aufschließen, Werkzeug zusammensuchen und ab auf die Grabungsfläche – diesen Arbeitsablauf kannte ich bereits. Aber welche Aufgaben hat ein Archäologe eigentlich noch? Wie werden archäologische Themen und Inhalte aufgearbeitet und präsentiert? Diese Fragen stellte ich mir, bevor ich mein Praktikum bei der Altertumskommission antrat.

Nach einer kleinen Führung durch den Speicher 7 lernte ich das Team der Altertumskommission, wozu auch ich als Praktikantin gehöre, kennen.

Und dann ging es auch schon los. Mit Rotstift bewaffnet durfte ich zum Eingewöhnen das Manuskript für ein Heft der blauen Reihe „Landwehren in Westfalen“ Korrektur lesen, um somit einen kleinen Einblick in die Redaktionsarbeit zu bekommen. Die in regelmäßigen Abständen veröffentlichten Heftreihen behandeln verschiedene Arten von Bodendenkmälern, u. a. die westfälischen Großsteingräber aus der Jungsteinzeit, frühe Burgen oder eben auch Landwehren in Westfalen. Die vielen Arbeitsschritte vom Manuskript über Korrektur und Layout bis zur fertigen Publikation zeigen, dass die redaktionelle Arbeit sehr vielseitig, aber auch lehrreich ist, denn während der Korrektur oder dem Erstellen von Abbildungen setzt man sich auch inhaltlich mit der Thematik auseinander.

Bereits in der ersten Woche durfte ich Abbildungen und Tafeln für Publikationen der AKo mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder Illustrator erstellen. Zum einen konnte ich die Abbildungswünsche der Autoren auf meine Weise umsetzen, zum anderen durfte ich aber auch sehr kreativ werden, wie z. B. bei dem Entwurf für die Postkarten und Plakate für den nächsten „Tag der Megalithik“, welcher eigentlich am 26.04.2020 am Großsteingrab in Lichtenau-Atteln stattfinden sollte, nun aber wegen der Corona-Krise verschoben werden muss.

Dabei werden die Altertumskommission sowie das Museum in Oerlinghausen verschiedene Aktionen für alle Altersklassen anbieten, wie beispielsweise das Töpfern jungsteinzeitlicher Keramik, Mehl mahlen oder Brot backen wie in der Jungsteinzeit. Es werden aber auch Vorträge gehalten und Diskussionen zur Thematik der Herkunft und des Transportes der Steine geführt. Alle Beteiligten hoffen, dass der schon perfekt geplante Tag im Spätsommer schließlich stattfinden kann.

 

Die Arbeit trägt Früchte: Der Postkarten-Entwurf für den nächsten Tag der Megalithik unter dem Motto "Die Herkunft der Steine" (Grafik: Altertumskommission für Westfalen/J. Köhler).

Ein besonderes Highlight des Praktikums war der Workshop zu der Stonehenge-Sonderausstellung, welche ab September 2021 im LWL-Museum für Archäologie in Herne zu bestaunen ist. Bei dieser Besprechung stellten die Leiterin des Museums, Dr. Doreen Mölders, der Leiter der LWL-Archäologie für Westfalen, Prof. Dr. Michael Rind, und die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Kerstin Schierhold, das multimediale Konzept dieser Ausstellung vor. Dazu wird der innere Steinkreis von Stonehenge in Originalgröße im Museum aufgebaut und ein Bezug zur westfälischen Megalithik gezogen. Die englischen Zeugnisse der Megalithkultur, zu denen Stonehenge gehört, werden mit den westfälischen, wie zum Beispiel dem Grab bei Erwitte-Schmerlecke oder den Großen Sloopsteenen bei Lotte-Wersen, verglichen; dabei werden auch die Ergebnisse aus dem Megalithik-Projekt der Altertumskommission präsentiert. Um den Besuchern den Zusammenhang zwischen den englischen und westfälischen Megalithbauten und dem umliegenden Kulturraum zu vermitteln, wird es neben Originalfunden auch digitalisierte Vermittlungsmöglichkeiten wie Holovitrinen, 3-D-Modelle und „Augmented Reality“-Anwendungen für Smartphones geben. Als Kooperationspartner der Sonderausstellung stellt die Altertumskommission unter anderem 3-D-Rekonstruktionen von Megalithgräbern in Westfalen zur Verfügung.

Ein Praktikum bei der Altertumskommission zeigt, dass die Arbeit eines Archäologen viel mehr beinhaltet als zu graben. Man erhält Einblicke in verschiedene Tätigkeiten wie Redaktionsarbeit, das Erstellen von Abbildungen und Tafeln, aber auch das Planen und Besprechen von Ausstellungen. Besonders der hohe Anteil an praktischen und kreativen Aufgaben macht ein Praktikum bei der Altertumskommission sowohl lehr- als auch abwechslungsreich.

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  • Die Workshop-Teilnehmer diskutieren darüber, wie die Funde bei der Stonehenge-Sonderausstellung am besten dargestellt werden können (Foto: Altertumskommission für Westfalen/J. Köhler).

  • Deborah Priß und Felix Faasen lesen sich beim Workshop in die Materie ein (Foto: J. Köhler).