Hohlweg und Steinbruch – Moderne Prospektion macht alte Strukturen sichtbar

26.08.2019 Felix Faasen

Der Hohlweg bei Nottuln ist bis zu 4 m tief (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

Digitales Geländemodell (DGM) zeigt Spuren eines bisher unbekannten Steinbruchs und Hohlweges in Nottuln.

Im Zuge der Recherchen zur Wegesituation in der Gemeinde Nottuln, Kreis Coesfeld, sind den Forscher*innen der Altertumskommission mehrere Hohlwegspuren und Gruben im Digitalen Geländemodell (DGM) aufgefallen. Die heutige Steinstraße in Nottuln, die auf einen älteren Weg zurückgeht, lässt vermuten, dass am Hang der Baumberge nordöstlich vom Ortskern Sandstein gebrochen und über diesen Weg abtransportiert wurde.

Da bislang keine genaueren Angaben über den Befund vorlagen, machten sich Ulrike Steinkrüger, Deborah Priß und Felix Faasen von der Altertumskommission sowie Ingo Pfeffer von der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Münster, auf den Weg nach Nottuln, um durch eine Begehung mehr Klarheit zu den örtlichen Gegebenheiten zu gewinnen.

Hohlweg und Steinbruch im Digitalen Geländemodell (Grundlage: Geobasisdaten des Landes NRW © Geobasis NRW 2019, Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0, www.govdata.de/dl-de/by-2-0; Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/I.Pfeffer; Altertumskommission für Westfalen/F. Faasen).

Etwa 100 m hinter der Hofstelle Münnich (heute Hülskötter) gelangten wir über einen etwas zugewachsenen, aber befestigten Forstweg in den Wald. Rechter Hand befanden sich mehrere bis zu 1 m tiefe Hohlwegspuren, die ihrerseits durch zwei Gruben geschnitten wurden. Wir folgten einem Wildpfad in die nördlich gelegene Senke, bei der es sich möglicherweise um einen alten Steinbruch handelt. Die am Fuße des Hangs angelegten und im DGM deutlich sichtbaren Wölbäcker waren im Gelände aufgrund der dichten Aufforstung kaum zu erkennen. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir einen 100 m weiter östlich liegenden Hohlweg. Eine Grube mit flachen Rändern bildet den Ursprung für den Weg, der sich fortan in einer sachten S-Kurve bis zur Straße den Hang hinunterzieht. Durch Erosion wurde der Weg bis zu 4 m in den anstehenden Sandstein eingetieft, der stellenweise an den steilen Böschungen zu Tage tritt. Wir folgten dem Verlauf durch den lichten Buchen-Eichen-Mischwald bis zur Straße und stellten fest, dass andere, flache Wegspuren „unseren“ Weg kreuzen. Außerdem befindet sich im unteren Bereich eine weitere kleine Grube. Durch die dichten Hecken entlang der Straße ist der Weg von dort kaum zu erkennen.

Felix Faasen, Ingo Pfeffer und Ulrike Steinkrüger bei der Orientierung im Gelände (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

Ein Gespräch mit der hier aufgewachsenen Bewohnerin des Hofes Münnich brachte weitere interessante Ergebnisse. Sie konnte sich nicht erinnern, dass im Wald Sandstein gewonnen wurde, weshalb der Steinabbau schon längere Zeit zurückliegen muss. Dies würde auch erklären, warum der Hohlweg und die Gruben so stark erodiert sind. Allerdings wusste sie zu berichten, dass auf der Feldflur Esch nach der Beackerung über lange Jahre Steine abgesammelt werden mussten. Der hier in der Preußischen Uraufnahme eingetragene Weg war also vermutlich befestigt oder häufiger mit Steinen repariert worden und ist heute noch im DGM als flache Bodendelle zu erkennen. Er verbindet offenbar die aus dem Wald kommenden Hohlwege, aber auch den Steinbruch über die Hofstelle Lüning mit Nottuln und läuft auf die Steinstraße zu.

Da der Name Steinstraße häufig eine mit Steinen befestigte Wegspur bezeichnet, was vor Beginn des Chausseebaus im 18. Jahrhundert noch nicht üblich war, geht die Bezeichnung möglicherweise hierauf zurück. Die Entdeckung des vielleicht als mittelalterlich zu bewertenden Steinbruchs könnte jedoch auch bedeuten, dass der Name auf den Transport von Steinen auf dieser Route zurückzuführen ist.

Welche Bedeutung der große Hohlweg für die Verkehrssituation im Bereich Nottuln hatte und in welchem Umfang auch an diesem Hang Sandstein gewonnen wurde, gilt es noch zu klären.

 

Text: Felix Faasen

  • Vergleich der sichtbaren Strukturen mit dem DGM (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • Der Hang des ehemaligen Steinbruches ist durch die Erosion inzwischen stark verflacht (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • Sandsteinblock am oberen Hohlweg (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • Heute ist der Hohlweg nicht mehr begehbar (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • Der Hohlweg im ist oberen Bereich noch etwas weiter und weniger tief (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • An manchen Stellen hat sich der Hohlweg bis zu 4 m in den Hang eingegraben (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • Die Natur findet immer einen Weg: Ein Baum hat sich der Kontur des Weges angepasst (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).

  • An der erodierten Böschung wird der lokal anstehende Sandstein sichtbar (Foto: Altertumskommission für Westfalen/D.Priß).