Mission completed: Archäologisches Wandern in Südwestfalen

30.07.2024 Ulrike Steinkrüger

Das Cover des neuen Bandes.

Endlich ist es geschafft. Der dritte Wanderführer mit Rundwanderwegen zur Archäologie in Südwestfalen ist erschienen. Er stellt 14 Rundtouren zu archäologischen Besonderheiten im Hellwegraum, Ruhrgebiet, Sauerland und Siegerland vor.

 

Drei Bände für die drei Regierungsbezirke in Westfalen zu schreiben war von Anfang an mein Ziel, aber ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher war, ob ich dafür auch die Durchhaltekraft habe. Dass dies der Fall ist, macht mich ganz schön stolz. Fünf Jahre lang habe ich mich nun nach der Arbeit mit dem Ausarbeiten von Rundwanderwegen, die archäologische Denkmäler einbeziehen, beschäftigt. Erst das kam Planen am Schreibtisch, dann das Abwandern vor Ort und schließlich das Schreiben der Texte.

Klar, das Wandern war der schönste Teil. Es gibt kaum etwas Schöneres, als bei bestem Wetter (für die Fotos!) draußen in der Natur zu sein. Aber es war auch streckenweise mühsam und eben auch Arbeit. Für eine möglichst schlüssige Wegbeschreibung musste ich auf den Touren durchweg konzentriert bleiben. Einzelne Touren mussten neu begangen werden, weil die zuvor am PC ausbaldowerten Routen im Gelände nicht meine Ansprüche erfüllten. Manche Ansprüche mussten heruntergeschraubt werden, weil sonst die Anbindung an den ÖPNV oder das Einbeziehen total interessanter archäologischer Denkmäler nicht geklappt hätte. Und einige Ideen mussten aussortiert werden, weil die Auswahl einfach zu groß war.

 

Unterwegs zum Dokumentieren der Wanderwege (Foto: Jürgen Funke)

Im Rückblick haben alle drei Bände unheimlich Spaß gemacht, ich habe inhaltlich sehr viel dazugelernt und vor allem die Region in der ich lebe und arbeite viel intensiver kennengelernt als zuvor. Dies gilt insbesondere für das südliche Westfalen. Dies war zwar kein weißer Fleck auf meiner inneren Landkarte, aber verglichen mit dem Münsterland und Ostwestfalen-Lippe diejenige mit meinen geringsten Detailkenntnissen. Wie schön, das geändert zu haben. Hier schlägt jedes Wanderer:innenherz höher und was vielleicht nicht allen klar ist: An Archäologie gibt es hier quasi keinen Weg vorbei. Oder andersherum ausgedrückt: Nahezu jeder Weg führt hier an Archäologie vorbei. Sie lauert überall. So viele Wallstrukturen als Relikte von Befestigungen, Podien und Pingen als Hinterlassenschaften von Bergbau und Köhlerei sowie Hohlwege als Zeugnisse alter Verkehrsverbindungen verstecken sich im Wald und sollten unbedingt wahrgenommen und gewürdigt werden. Oft konnte ich Bodenstrukturen nicht in den Wanderführer aufnehmen, weil es den Umfang des handlichen Bandes gesprengt hätte.

 

  • Im Felsenmeer bei Hemer wurde bereits im Hochmittelalter Eisen abgebaut (Foto: Ulrike Steinkrüger).

  • Die Teilrekonstruktion der eisenzeitlichen Befestigung an den Bruchhauser Steinen (Foto: Ulrike Steinkrüger).

  • Der Burgturm der Isenburg bei Hattingen thront über einem 16 m breiten und 11,5 m tiefen, in den Fels geschlagenen Graben.  (Foto: Ulrike Steinkrüger).

  • Das Galeriegrab von Soest-Hiddingsen wurde von der Altertumskommission in den „Weg der großen Steine“ integriert und mit modernen Info-Elementen versehen (Foto: Altertumskommission/Annemarie Reck).

  • Jahrhundertelange Nutzung hat Wegschneisen in den Boden gegraben. Dieses beeindruckende Hohlwegbündel bei Warstein lässt nicht nur das Herz von Wegeforscherinnen höherschlagen. (Foto: Ulrike Steinkrüger).

Ein Aussichtturm ermöglicht am Altenberg einen hervorragenden Rundumblick auf eine ehemalige Bergbauregion mitten in der Natur (Foto: Ulrike Steinkrüger).

Dieses Mal habe ich viele Wanderungen in Begleitung durchgeführt. Mein Kollege Leo Klinke, früher Mitarbeiter der Altertumskommission und inzwischen beim Landschaftsverband Rheinland beschäftigt, war mehrfach dabei. Ein Dank gilt seinen Eltern in Meschede, die mir mit einer kuscheligen Unterkunft einzelne weite Anfahrtswege erleichtert haben. Die Kollegin Henriette Brink-Kloke hat mich trotz ihrer ostfriesischen Abneigung gegen Steigungen auf die Hohensyburg begleitet. Mit dem Sagen- und Höhlenspezialisten Wolfgang Hänisch durfte ich die Tour durch Hemer erkunden. Mein treuester Begleiter war Jürgen Funke, Hauptkulturwart beim Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), der eigentlich nur aus Neugierde einmal mitkommen wollte.

Motivation und Spaß wurden befeuert durch die wunderbare Unterstützung der Kolleg:innen aus der Altertumskommission, der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie und der Stadtarchäologie Soest. Meine Fragen stießen nie auf Ablehnung – das war unheimlich viel Wert. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass einige noch begeisterter von dem Projekt waren als ich selbst.

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn die drei archäologischen Wanderführer ein breites Publikum finden, die die Wege ausprobieren und Archäologie in unserer Region entdecken und erkennen lernen. Ich hoffe, damit eine Wertschätzung und Sensibilität dafür zu schaffen, die Bodendenkmäler für nachfolgende Generationen zu schützen.

Viel Spaß beim Wandern!

 

 

 

Für mehr Informationen zur Bandreihe: www.altertumskommission.lwl.org/de/archaologisches-wandern/

Für mehr Informationen zum Band "Rundwanderwege zur Archäologie in Südwestfalen": www.altertumskommission.lwl.org/de/archaologisches-wandern/sudwestfalen/