Mit Metallsonden auf der Oldenburg in Ense

19.06.2024 Anna Klara Falke

Ein Teil der Teilnehmenden, die als letztes gegangen sind (Altertumskommission/Falke).

Die Burgenforschung gehört seit jeher als ein Aufgabengebiet zur Altertumskommission für Westfalen. Dabei bietet es sich an, die Anlagen im Sinne der Citizen Science zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern zu erforschen.

Wer an der Sondenbegehung teilnehmen durfte, wurde von zwei Glücksfeen aus dem Hause Lehmann ausgelost (LWL-Archäologie/Lehmann).

Am 11. Mai 2024 machten wir uns zusammen mit der LWL-Archäologie für Westfalen und 35 lizenzierten Sondengehenden daher auf zur Oldenburg auf dem Fürstenberg bei Ense. Für das Event konnten sich alle lizenzierten Sondengehenden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg bewerben. Da deutlich mehr Bewerbungen als Plätze eingingen, wurde ausgelost, wer an der Aktion teilnehmen durfte.

Unser Ziel war klar: Mit den Sondengehenden wollten wir das Gelände weitläufig nach Metallfunden abzusuchen. Diese Funde sollen uns helfen, die Anlage genauer datieren zu können, und sie bieten eine Grundlage für weitere Forschungen. Ganz besonders interessiert es uns dabei, ob die Oldenburg bereits im Frühmittelalter bestand.

Bei bestem Wetter bereiten sich die Teilnehmenden vor (LWL-Archäologie/Lehmann).

Die Oldenburg gehört mit ihrer Größe von über 8 Hektar zu den größeren Wallburgen in Westfalen. Sie befestigt den Fürstenberg, der sich markant über die Ruhr erhebt und schon seit der Jungsteinzeit als Siedlungsstelle genutzt wurde.

Die Anlage besteht insgesamt aus mindestens drei Wällen, die noch gut im Gelände erkennbar sind. Der äußere Wall, der den gesamten Bergsporn nach Osten hin abriegelt, weist insgesamt zwei Ausbaustufen auf. Die ältere wurde spätestens im 8. Jahrhundert errichtet und im 9. Jahrhundert erneuert. Zu dieser Zeit wurde auch der mächtige mittlere Wall angelegt, in dessen Kern eine bis zu 2,5 m breite Trockenmauer liegt.

Blick auf die Kapelle (Altertumskommission/Falke).

Das sogenannte Kernwerk, ein ovaler, niedrigerer Wall, liegt innerhalb dieser zweiten Befestigungslinie. Es wurde frühestens im Verlauf des 11. Jahrhundert errichtet. Darin steht heute noch die Kapelle, die in ihrer heutigen Form spätestens im 15. Jahrhundert erbaut wurde, aber wahrscheinlich ältere Vorgängerbauten hat.

Im Gelände sind die Schnitte der alten Grabung deutlich sichtbar (Altertumskommission/Falke).

Aus der gesamten Anlage stammen Funde aus der Jungsteinzeit bis zum Spätmittelalter. Die ältesten Stücke, verschiedene Geräte aus Feuerstein, wurden unterhalb des äußeren Walls entdeckt und weisen auf eine Siedlungsstelle der Michelsberger Kultur hin. Diese und die jüngeren Fundstücke wurden zumeist bei verschiedenen Grabungen gemacht, deren Spuren noch heute im Gelände sichtbar sind. Dennoch ist über die zeitliche Abfolge der Besiedlung relativ wenig bekannt, weswegen neuere Forschungen nötig sind.

Die Sondengehenden beginnen mit der Suche (Altertumskommission/Falke).

Nach einer kurzen thematischen Einführung, machten sich die Sondengehenden auf die Suche. Im Vorhinein haben wir einen Plan erstellt, der genau angab, welche Bereiche durchsucht werden sollen und welche ausgelassen werden müssen. In alle Richtungen strömten sie alleine oder in kleinen Gruppen aus. Dabei ist das Gelände so weitläufig, dass man sich schnell aus den Augen verlor.

Die Fundtüten werden mit allen relevanten Infos beschriftet (Altertumskommission/Falke).

Für uns besonders wichtig ist die ordentliche Dokumentation der Funde. Jeder Fund wurde in eine Fundtüte gepackt – diese wurde mit folgenden Daten beschriftet: Name des Finders oder der Finderin, Nummer des Funds und die Koordinaten. So konnten wir leicht alle Funde genau zuordnen.

Durch das Röntgen der Eisenfunde konnte ein Wellenrandhufeisen identifiziert werden. Derartige Hufeisen waren bis etwa 1150 n. Chr. im Gebrauch (LWL-Archäologie/Müsch).

Im gesamten Gebiet gab es zahlreiche Eisenfunde, die sich oftmals wegen der starken Korrosion schlechter einordnen lassen als Buntmetallfunde. Aber einige der Eisenfunde hat Eugen Müsch, Restaurator bei der LWL-Archäologie für Westfalen, bereits für uns geröntgt und wir können so nun ihre einstige Funktion besser ansprechen.

Zahlreiche Funde wurden gemacht, allerdings nur wenige Funde aus Buntmetall (Altertumskommission/Falke).

Besser einzuordnen waren Buntmetallfunde, denn diese können oftmals einen genaueren Anhaltspunkt für die Datierung der Anlage bieten. Auffällig war, dass davon insgesamt nur sehr wenig gefunden wurde! Das deutet darauf hin, dass das Gebiet vermutlich bereits vielfach von unlizenzierten Sondengehenden illegal abgesucht wurde. Dadurch sind für uns möglicherweise wichtige Funde, die Aufschluss auf die Datierung geben könnten, verloren gegangen.

Deutlich ist hier ein Feuerstahl zu erkennen (LWL-Archäologie/Müsch).

Ein paar der Highlight-Funde wollen wir aber nicht vorenthalten. Der älteste Fund der Begehung ist eine Bogenfibel aus der Römischen Kaiserzeit (Finder: Ingo Krull). In das frühe Mittelalter gehört eine Scheibenfibel (Finder: Ingo Krull), die wahrscheinlich in den Zeitraum kurz nach den Sachsenkriegen zu datieren ist. Genaueres wird sich allerdings erst nach der Restaurierung sagen lassen. Ergänzt wird das Fundmaterial etwa durch eine bronzene Tüllenpfeilspitze (Finder: Willi Wucharz), 2 Feuerstähle (Finder: Willi Wucharz und Lars Ridder) oder eine durchbrochene Zierscheibe mit Pferdedarstellung (Finder: David Hanton). Zudem wurden einige Münzen gefunden, die ab dem 12. Jahrhundert zu datieren sind.

Während der Mittagspause wurden die Metallsonden ordentlich aufgereiht (Altertumskommission/Brieske).

Insgesamt war es für uns ein spannender und ertragreicher Tag! Der direkte Austausch und die Zusammenarbeit mit den lizenzierten Sondengehenden ist für uns ein großer Gewinn. Wir danken allen für die Unterstützung!


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Schlagwort: Burgenforschung