Quadnetik - 18 PS für die Archäologie

19.10.2020 Annemarie Reck

Tamara von der LWL-Archäologie für Westfalen fährt mit dem Quad mit installierten Messsonden das Feld ab (Foto: Altertumskommission/ Reck).

Und ich dachte schon, ich hätte einen Schreibtischjob…

Als Volontärin in der Redaktion der Altertumskommission ist man eigentlich immer glücklich mal „raus ins Feld“ zu dürfen. Leider sah das Wetter an diesem Mittwochmorgen eher bedenklich aus. Meine Begeisterung war daher zunächst eher verhalten, doch das sollte sich ändern…

Gemeinsam mit Joris von der LWL-Archäologie für Westfalen belud ich das Auto mit den üblichen Geräten und Hilfsmitteln die man für die Geomagnetik benötigt, wie beispielsweise das Messgerät mit den Sonden oder das GPS-Gerät. Außerdem war da noch dieser große weiße Anhänger, den wir am Auto befestigten. Was sich wohl darin verbarg?

Mitsamt unserer Ausrüstung machten wir uns daraufhin auf den Weg nach Hörstel, im äußersten Norden Westfalens. Unser Ziel lag nahe der historischen Knollmanns Mühle an der Hörsteler Aa. Auf einem naheliegenden Feld kamen beim Pflügen scheinbar behauene Steinquader heraus. Hierbei galt es nun mittels Magnetik herauszufinden, ob sich vor Ort ein Bodendenkmal verbirgt.

Die Knollmanns Mühle an der Hörsteler Aa (Foto: Altertumskommission/ Reck).

Was ist Magnetik eigentlich?

Mithilfe der Magnetometerprospektion können kleinste Abweichungen im Erdmagnetfeld gemessen werden. Beispielsweise erscheinen Eintiefungen, wie etwa ehemalige Gruben, Gräben oder auch Pfostenlöcher als positive (schwarze) Anomalie, während aufgeschichtete Strukturen, wie etwa einstige Wälle oder Mauerreste sich negativ (weiß) im Magnetogramm abzeichnen. Auf diese zerstörungsfreie Art können archäologische Befunde nachgewiesen werden.

In Hörstel wartete bereits Tamara, ebenfalls von der LWL- Archäologie, auf uns. Gemeinsam mit dem Landwirt inspizierten wir zunächst die Felder. Eines lag schon längere Zeit brach und war dicht von Gräsern überwuchert, das zweite, größere Feld hingegen war extra für uns recht fein gepflügt worden. Wie wir das erste Feld messen sollten, war mir zunächst ein Rätsel. Was die Magnetometer-Prospektion betrifft bin ich nämlich durchaus ein „Alter Hase“ und erwartete, dass wir das Gerüst mit den Messsonden entweder umgeschnallt tragen oder wie einen Schubkarren mit zwei Rädern mühevoll und bitte geradlinig durch das hohe Gras schieben müssten. Dennoch kein Problem für uns, meinte Joris und packte seine Geheimwaffe aus: ein Quad.

Annemarie hat sichtlich großen Spaß bei der Arbeit (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/ Diekmann).

Routiniert erklärten mir Tamara und Joris, wie man die Sonden und das GPS an das Quad baut, dann ging es auch schon gleich los. Tamara übernahm das erste Feld. Ein kleiner mit dem GPS verbundener Computer, der auf das Quad gebaut war, zeigte ihr dabei an welcher Bereich schon gemessen wurde und wo noch Lücken sind. Aufgrund des Wendekreises wird das Feld in großen Schlaufen abgefahren.

Durch das Daumengas am Quad, verkrampft nach einiger Zeit der Finger und darum wechselten wir uns ab. Joris begann das zweite, deutlich größere Feld. Da ich noch niemals Quad gefahren bin, geschweige denn eine Magnetmeterprospektion mit Quad gemacht habe, war es einfacher für mich, wenn das Feld bereits begonnen wurde und ich mich an seinen Linien orientieren konnte.

Zuletzt war also ich an der Reihe. Von Joris erhielt ich eine kurze Einführung in die Steuerung und die Bedienung des „Bordcomputers“ – dann ging es mit Vollgas (18km/h) los. Die erste Runde war zugegebener Maßen etwas wackelig, wenn man aber erst einmal ein Gefühl dafür bekommen hatte, machte es unglaublichen Spaß! Natürlich hat man mich auch nicht mehr von dem Quad heruntergebracht, bis nicht das gesamte Feld gemessen war. Selbst der Regen nicht, der am Nachmittag einsetzte. Stoisch zog ich weiter meine Bahnen bis die Messlinien geschlossen waren. Belohnt wurde ich dafür mit einem heißen Kaffee, den Vera, die unsere Prospektion am Nachmittag besuchte, schon bereithielt.

Fazit: „Quadnetik“ ist vielleicht der größte Spaß für den Outdoor-Archäologen und dringend weiterzuempfehlen!

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Schlagworte: Magnetik · Archäologie · Prospektion