„Castris in finibus Westfalaorum“

03.07.2024 Florian Jüngerich

Detailaufnahme eines Bohrkerns (Foto: Altertumskommission/Jüngerich).

Start des neuen Burgenprojekts der Altertumskommission

Forschungen zu frühen Befestigungsanlagen in Westfalen gehören seit ihrer Gründung zum Aufgabengebiet der Altertumskommission. In diesem Jahr startet die Kommission anlässlich des 2025 anstehenden Jubiläums zu 1250 Jahren Nennung der „Westfalen“ in den fränkischen Reichsannalen ein neues Projekt, um die Burgenforschung wieder mehr in den Fokus zu rücken: Es soll erforscht werden, auf welche geografisch-politischen Verhältnisse Karl der Große ab 772 n. Chr. in Westfalen traf, also wo tatsächlich die regionalen Machthaber derjenigen saßen, die seine Schreiber mit „Westfalaos“ (die Westfalen) bezeichneten.

Die Karte gibt eine Übersicht über die Lage der Befestigungen, die im Fokus des Projektes stehen (Karte: Altertumskommission/Jüngerich).

Kern dieses Projekts stellen die Anlagen in der Region dar, die aufgrund von wenigen Funden oder ihrer Bauweise bisher nur vage in das Frühmittelalter datiert werden können. Dazu wurden in der nun abgeschlossenen Planungsphase etwa 30 potentiell passende Wallburgen in ganz Westfalen recherchiert, denen nun näher auf den Zahn gefühlt werden soll. Dazu wird eine ganze Palette archäologischer und naturwissenschaftlicher Methoden zum Einsatz kommen.

Der Rammkernbohrer im Einsatz (Foto: Altertumskommission/Falke).

So sollen systematische Rammkernsondierungen an den Wällen der Befestigungen zum einen Aufschluss über die genaue Bauweise der Verteidigungsstellungen geben, zum anderen werden die Bohrkerne systematisch auf Holzkohlestücke überprüft. Diese können nämlich mit der Radiokarbonmethode datiert werden und ergeben so im Idealfall absolute Daten über das Alter der Wälle.

Zudem sollen in manchen Fällen auch alte Grabungsschnitte durch die Wälle erneut geöffnet werden, um deren Aufbau zu untersuchen und eventuell ebenfalls datierbares Material oder Funde zu erhalten.

 

Des Weiteren werden mittels GIS-Programmen auch Sichtfeldanalysen der Burgen durchgeführt, um das Aktionsumfeld der Anlagen herauszufinden. Somit kann beispielsweise überprüft werden, aus welcher Entfernung sich nähernde Feinde von den Wällen aus erkannt werden konnten.

  • Im Vorfeld wurden manche Anlagen begangen, um einen Überblick über ihre Erhaltung zu gewinnen (Foto: LWL-AfW/Zeiler).

  • Nach Ziehen des Bohrgestänges wird der Kern untersucht und das Ergebnis dokumentiert (Foto: LWL-AfW/Zeiler).

  • In manchen Fällen sollen alte Wallschnitte erneut geöffnet werden (Foto: Altertumskommission/Falke).

  • Der WDR berichtete in der Lokalzeit über eine Sondierung (Foto: Altertumskommission/Brieske).

Die ersten Begehungen mit Metallsonden fanden bereits statt (Foto: Altertumskommission/Falke).

Ein weiterer wesentlicher Projektkern soll in der Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern Westfalens liegen. So sollen im Gedanken von Citizen Science in Kooperation mit lizensierten Sondengehenden einige Anlagen gezielt mit Metalldetektoren nach Funden abgesucht werden. Je nach Wallburg kann dies in Kleingruppen geschehen oder als Großgruppenbegehungen durchgeführt werden.

Am Ende des Projektes, welches bis Ende 2026 laufen soll, steht eine Publikation aller neuen Ergebnisse und bereits bekannter Erkenntnisse in einem kommentierten Katalog. Hier sollen für jede Anlage alle Informationen gebündelt abrufbar sein und damit ein wichtiger Schritt in Richtung des Verstehens des lokalen Machtgefüges zur Zeit Karls des Großen in Westfalen gemacht werden.

Über die Abläufe und Ergebnisse im Einzelnen werden wir auf einer Unterseite der Altertumskommissions-Website laufend informieren. Bleiben Sie also gespannt!

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