Drehen oder nicht drehen: Einheitliche Markierungsregeln für die Jakobswege

25.04.2023 Ulrike Steinkrüger

Pilgerwegmarkierung in Höxter-Lütmarsen (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

Seit 20 Jahren erforscht die Altertumskommission die Wege der Jakobspilger in Westfalen. Und seit etwa 20 Jahren begleitet uns Mitarbeitende die Frage, wie die vom Europarat entwickelten blauen Schilder mit der gelben stilisierten Muschel an den Bäumen befestigt werden sollen. Eigentlich ein Randthema für uns, die wir uns vor allem mit der Tiefe von Hohlwegen, der Nachweisbarkeit von Schlagbäumen, der Positionierung von Galgenplätzen, Berichten von mittelalterlichen Reisenden und der Fundplatzkartierung von Hufeisen beschäftigen – Wegeforschung also.

Im Laufe der Jahre haben sich zwei verschiedene Markierungssysteme durchgesetzt, die beide in sich völlig logisch sind, aber Pilgernden überall dort Probleme bereiten können, wo die Wege aufeinanderstoßen und der Wechsel vom einen zum anderen System deutlich wird.

  • Die Jakobsmuschel als reines Symbol - hier geht es geradeaus (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

  • Hier zeigt das nach oben gedrehte Muschelschloss zusätzlich zum Pfeil geradeaus (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

Auch hier geht es geradeaus, nur die Nägel sollen zukünftig nicht mehr verwendet werden (Altertumskommission/U. Steinkrüger)

Die einen sehen das Markierungszeichen als reines Symbol und bringen das Schild mit lesbarem Schriftzug über der Muschel immer gleich ausgerichtet an. Die Gehrichtung wird durch Pfeile und/oder durch das Anbringen in den Kreuzungen angezeigt.

Andere sehen die Muschel selbst als richtungsweisend. Die Spitze mit den darauf zulaufenden Strahlen zeigt, wo es langgehen soll. Deshalb wird die Muschel an Abbiegungen entsprechend gedreht und der Schriftzug überklebt oder abgeschnitten.

Im Klebeverfahren angebracht wachsen die Schilder auch nicht so leicht in die Bäume ein (Altertumskommission/F. Faasen).

Wie das immer so ist: Beide Markierungsweisen haben Vor- und Nachteile und beide haben ihre Fangemeinschaft. Weder der Blick in die unmittelbare noch der in die europäische Nachbarschaft verschaffen Klarheit, denn nirgendwo gibt es eine Einheitlichkeit in der Anbringungsweise und oft sogar andere Muschelzeichen.

Da wir in der AKo keines der beiden Systeme bevorzugen, aber uns eine Einheitlichkeit innerhalb Westfalens sehr wichtig war, haben wir uns im vergangenen Jahr schließlich an den Landeswanderverband NRW gewandt. Hier sitzen die Expert:innen. Als Dachverband der meisten in NRW zeichnungsbefugten Wandervereine haben wir uns den Beschluss einer einheitlichen Regelung erhofft und auch bekommen. Das bisherige Wirrwarr von Schildern wird also ein Ende haben und zukünftig werden alle westfälischen und auch rheinischen Wege nach denselben Regeln markiert.

  • Die Abbiegung nach rechts wird durch einen Pfeil angezeigt (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

  • Der Pfeil konnte bisher auch so aussehen (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

  • Hier zeigt das Muschelschloss die Richtung nach rechts an. Dafür wurde das Schild gedreht und zurechtgeschnitten (Altertumskommission/F. Faasen).

  • Auch hier weist das Schloss der Muschel nach rechts. Der Schriftzug wurde abgeschnitten und sorgsam unten wieder aufgeklebt (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

  • Auch gemalte Markierungszeichen gibt es (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

  • An manchen Orten finden sich auch kreative Markierungen zusätzlich zur professionellen (Altertumskommission/U. Steinkrüger).

Da wir in der AKo keines der beiden Systeme bevorzugen, aber uns eine Einheitlichkeit innerhalb Westfalens sehr wichtig war, haben wir uns im vergangenen Jahr schließlich an den Landeswanderverband NRW gewandt. Hier sitzen die Expert:innen. Als Dachverband der meisten in NRW zeichnungsbefugten Wandervereine haben wir uns den Beschluss einer einheitlichen Regelung erhofft und auch bekommen. Das bisherige Wirrwarr von Schildern wird also ein Ende haben und zukünftig werden alle westfälischen und auch rheinischen Wege nach denselben Regeln markiert.

Folgendes wurde seitens des Landeswanderverbandes beschlossen:

  • Die Jakobswege-Schilder werden im Klebeverfahren angebracht.
  • Das Design bleibt die stilisierte gelbe Muschel auf blauem Grund, zusätzlich wird oben der Schriftzug „Jakobsweg“ über der Muschel aufgenommen.
  • Die Schilder sollen auf biegsamen Aluplatten von 8 cm Breite (bisher 10 cm) angebracht werden.
  • Das Markierungszeichen wird nicht gedreht. Wenn eine Richtungsweisung notwendig ist, werden ergänzende Pfeile verwendet
  • Die Wegezeichen müssen von qualifizierten und befähigten Wegezeichner:innen angebracht werden. Dafür bieten die Mitgliedsvereine des Landeswanderverbandes NRW e. V. vorzugsweise durch die SGV Wanderakademie NRW regelmäßig eintägige Schulungen an.
  • Es soll nur ein Markierungsträger für Jakobs- und Wanderwege gemeinsam genutzt werden.
  • In der Rangfolge der Wege werden die Jakobswege mit europäischen Fernwegen gleichgesetzt (oberste Stelle).
  • Die Zeichnung der Jakobswege soll grundsätzlich in eine Richtung (auf Santiago de Compostela zu) erfolgen.
Die Grafik zeigt, die Markierung richtig gesetzt werden soll.

Damit ist die Entscheidung, wenn auch vielleicht nicht zur Zufriedenheit von Einzelpersonen, so doch im Sinne aller durch Westfalen kommenden Pilgerinnen und Pilger getroffen worden – und darauf kommt es schließlich an. Buen Camino


Kategorie: Wegeforschung

Schlagworte: Jakobspilger · Wegeforschung · Wandern · Jakobsweg