Ein Bericht aus dem Homeoffice
Lea, 19.01.2021
Meine beste Freundin arbeitet im Produktmanagement. Ihr Homeoffice-Alltag besteht aus einer Zoomkonferenz nach der anderen. Mein Homeoffice gestaltet sich da deutlich anders: Ich habe in meinem WG-Zimmer 5000 Jahre alte Scherben auf dem Schreibtisch...
Es handelt sich um die Keramikfunde unserer Grabung an den Kleinen Sloopsteenen im vergangenen September. Insgesamt sind es nur rund 60 Stück, dennoch kann ich ihnen einiges an Information entlocken. Eigentlich eine spannende Aufgabe, doch im Homeoffice erfordert sie trotzdem mehr Disziplin als sonst. Da hilft es, die WG-Türen offen zu lassen, um sich ein bisschen beobachtet zu fühlen. Meine Mitbewohner*innen, beide studieren Medizin, sind fasziniert davon, dass ich so alte Stücke in meinem Zimmer habe, und gleichzeitig begeistert, wie handfest meine Arbeit ist. Für sie kommt der Blick auf meinen Schreibtisch einem Museumsbesuch nahe. Im eintönigen Lockdown kann das ein ziemliches Highlight sein.
Es ist zwar schön, für das Homeoffice interessante Aufgaben zu haben, allerdings fehlt mir in vielen Punkten einfach das Büro. Das fängt schon beim Schreibtisch an, der neben der Arbeit für die Altertumskommission auch für Uni und Freizeit herhalten muss, sodass ich nichts liegen lassen kann. Abhilfe schafft da eine Bananenkiste, in der ich zumindest die Scherben auslegen und nach Feierabend auf dem Schrank verstauen kann. Was auch fehlt, ist der Gang über den Flur. Einerseits ist es bei Fachfragen wahnsinnig komfortabel, einen ganzen Pool von Archäolog*innen mit verschiedenen Schwerpunkten zur sofortigen Verfügung zu haben, andererseits fehlt auch einfach der Plausch mit den lieben Kolleg*innen vor der Kaffeemaschine.
Was ich hingegen nicht vermisse, ist die morgendliche Fahrradtour nach Coerde durch den Januarregen. Da doch lieber mit Kuschelsocken und der Lieblingstasse am Schreibtisch sitzen.