Zelten mal anders

10.08.2021 Florian Jüngerich

Florian fotografiert das Vindolandia von der Leiter (Foto: H.-W. Berg).

Über die 3D-Aufnahme eines rekonstruierten Römerzeltes

Mit dem Auftrag, ein rekonstruiertes Römerzelt für einen 3D-Film mittels SfM (Structure-from-Motion, ein Verfahren, um aus Fotografien 3D-Modelle zu generieren), aufzunehmen fuhren wir, zwei studentische Volontär:innen der Altertumskommission, nach Wuppertal.

Vor Ort angekommen trafen wir uns mit Herrn Berg, einem Mitglied der Römerkohorte Opladen – einem Verein, der Ausrüstung, Lebensumstände und Alltag des römischen Militärs und seines Umfelds nachbildet. Diese nutzen für ihr Reenactment nämlich unter anderem Nachbildungen von Römerzelten nach archäologischen Befunden. In unserem speziellen Fall eine Rekonstruktion einer Vindolanda, einem Lederzelt für einfache Soldaten, welches erstmals in einem nordbritischen Römerkastell nachgewiesen werden konnte.

Vor Ort angekommen hieß es zuerst, das Zelt auszuladen und aufzustellen. Dazu ging es in einen benachbarten Garten. Das war gar nicht so einfach, da das Zelt und alle seine Bestandteile doch sehr schwer waren. Kaum vorzustellen, wie die römischen Truppen diese Zelte über weite Strecken transportieren konnten! Der Aufbau verlief anschließend relativ reibungslos und nach kurzer Zeit und kleineren Schönheitskorrekturen konnten wir mit der Arbeit beginnen.

Herr Berg startet die Drohne, um Bilder aus der Luft zu schießen (Foto: Altertumskommission/L. Kopner, F. Jüngerich).

Um ein entsprechend genaues 3D-Modell zu erhalten, war es notwendig, das Zelt von allen Seiten in mehreren Winkeln zu fotografieren. Das bedeutete auch, dass Aufnahmen von oben benötigt wurden. Dazu hatten wir eine Teleskopstange dabei, an die die Kamera befestigt werden kann, um Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu machen. Es stellte sich als ziemlich schwierig heraus, mit einer Kombination aus Zeitauslöser, Reihenaufnahme und möglichst stabiler Kameraführung mittels einer sechs Meter langen Stange scharfe Fotografien zu erhalten. Nach kurzer Zeit hatten wir allerdings den Dreh raus, sodass wir auch diese Aufgabe schließlich meistern konnten.

Hier sei die Hilfsbereitschaft der Gartenbesitzer erwähnt, die uns erlaubten, aus ihrem Dachgeschossfenster heraus Fotos aufzunehmen. Generell wurden wir von dem freundlichen älteren Ehepaar gut mit Getränken und Keksen versorgt – da machte die Arbeit gleich viel mehr Spaß! Ebenso wurden wir von Herrn Berg mit dessen Drohne unterstützt, der uns auf diese Weise weitere tolle Schnappschüsse aus noch größerer Höhe lieferte. Auch dafür und die übrigen Mühen vielen Dank!

Lea bei der Fotogrammetrie des Zeltes (Foto: Altertumskommission/F. Jüngerich).

Nachdem die Luftaufnahmen erledigt waren, fotografierten wir das Zelt noch ringsum aus verschiedenen Positionen: von einer Leiter, im Stehen, auf dem Boden hockend und im Liegen, um möglichst alle Details aus möglichst jedem Winkel zu treffen. In einer weiteren Runde wiederholten wir das Ganze noch mit geöffnetem Zelt. Als wir schließlich die gesamte Speicherkarte der Kamera vollfotografiert hatten – insgesamt über 2500 Bilder – konnten wir mit gutem Gewissen die Heimreise antreten, natürlich nicht, ohne uns für die tatkräftige Unterstützung zu bedanken.

Das Ergebnis unseres Ausfluges kann im kommenden Jahr dann auf der Roadtour der „Archäologischen Zeitmaschine“ begutachtet werden. So viel sei verraten: Es wird spektakulär…