Archäologisches Wandern

14.06.2021 Ulrike Steinkrüger

Für Ulrike gehört das Wandern seit ihrer Jugend zu ihren liebsten Hobbies (Foto: L. Basten).

Teil 4: Von der Recherche bis zum Buch

Nach – und teilweise auch bereits parallel zu – dem Abwandern der Touren ging es an das Erstellen der Texte für den Wanderführer. Jede Wanderung sollte wichtige Informationen zu Länge, Start/Ziel, Einkehrmöglichkeiten u.v.m., eine Wegbeschreibung, Erklärungen der archäologischen Highlights sowie einiger weiterer Wegpunkte enthalten. Ein Exkurs pro Kapitel gibt Hintergrundinformationen und ein anhand eines Fotos vorgestelltes Fundstück aus der Umgebung jeder Wandertour soll auch Artefakte zu Wort kommen lassen. Letzteres – eine Idee, von der ich sofort Feuer und Flamme war – brachte Vera Brieske noch mit ein, als ich schon dabei war, die Texte zu schreiben.

  • Darstellung der Routen im Wanderführer "Rundwanderwege zur Archäologie im Münsterland" (Screenshot: U. Steinkrüger).

  • Textauszug aus dem Buch "Rundwanderwege zur Archäologie im Münsterland" von Ulrike Steinkrüger (Screenshot: U. Steinkrüger).

  • Im Buch finden sich auch Exkurse zu lokalen Sagen und zum wissenschaftlichen Forschungsstand (Screenshot: U. Steinkrüger).

  • Auch besondere Fundstücke werden vorgestellt (Screenshot: U. Steinkrüger; Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/St. Brentführer).

Der Abgabeschluss für die Manuskripte war auf Ende Januar 2021 festgelegt worden. Also hatte ich den gesamten Winter für das Recherchieren und Schreiben der Texte sowie für das Aussuchen der Fotos, die ich während der Probewanderungen gemacht hatte, und der sonstigen Abbildungen. Das alles hätte ich sicherlich nicht ohne Hilfe geschafft, für die ich wirklich sehr dankbar bin. So viele Kolleginnen und Kollegen aus der Altertumskommission, der LWL-Archäologie und weiteren Institutionen haben meine Texte korrigiert, schwierige Befundsituationen mit mir diskutiert, mir mit den Abbildungen geholfen und sind teilweise sogar Wegstrecken für mich abgegangen, um mich zu vergewissern, dass die Route gut gewählt und im Text passend beschrieben ist. Auch aus den Heimatvereinen vor Ort erhielt ich Hilfe wann immer ich sie brauchte.

Die meisten archäologischen Denkmäler waren bereits gut aufgearbeitet, oft sogar in einer der Reihen der Altertumskommission [Download-Auswahl der Altertumskommission] übersichtlich publiziert. Andere erforderten ein höheres Maß von Rechercheeinsatz. In einem Fall konnte ich sogar etwas Neues herausfinden, das mich bei der Arbeit auch noch weitergehend beschäftigen wird: In Beckum (Wanderung 11) befindet sich quer zur Landwehr eine Wegsperre, deren Sinn sich mir auf den ersten Blick nicht erschlossen hat. Also habe ich gemeinsam mit Ingo Pfeffer von der LWL-Archäologie am Computer eine Sichtfeldanalyse vom Wartturm aus erstellt. Diese erbrachte das von mir vermutete Ergebnis, dass die Wegsperre einen vom Turm aus nicht sichtbaren Hangbereich sperrt und den Verkehr in ein Areal zwingt, das besser einsehbar ist.

Sichtfeldanalyse der Beckum-Soestwarte, Ausschnitt (Kartengrundlage: Land NRW [2020] – Lizenz dl-de/zero-2-0; Bearbeitung: LWL-Archäologie für Westfalen/I. Pfeffer).

Ab Februar ging alles in den Satz, zunächst stockend und nahm dann immer mehr Fahrt auf. Schließlich musste ja erst noch das Layout neu entwickelt werden. Da stehen jede Menge Entscheidungen an: Schriftart und -größe? Der Einstieg in die Kapitel ein- oder zweiseitig? Dicke oder dünne Linien zwischen den Bildern? Zum Glück wusste ich dank fünf Pilgerführern, was auf mich zukommt, denn mein privates Umfeld war ziemlich geplättet, wie viel Arbeit ein Buch auch nach der Abgabe des Manuskriptes noch macht. Es gibt immer etwas zu tun: letzte Abbildungen anfordern, zum fünften und achten Mal Korrekturlesen (hinterher habe ich die Fehler überhaupt nicht mehr gesehen, weil ich die Texte fast auswendig kannte), Fotos nachbearbeiten, um die archäologischen Strukturen möglichst sichtbar zu machen, überlegen, ob das Foto auf Seite 38 besser hochkant oder querformatig wirkt, u.v.m.

Das Cover des Wanderführers "Rundwanderwege zur Archäologie im Münsterland" von Ulrike Steinkrüger, jetzt erhältlich beim ARDEY-Verlag.

Neben den vielen anderen Arbeiten konnte ich gemeinsam mit Annemarie Reck in der AKo auch schon einmal mit der Vorbereitung der Internetseite beginnen. Wandernde, die das Buch benutzen, sollten hier die gpx-Tracks vorfinden und die Neugierde von Interessierten, die ohne den Wanderführer zu kennen, auf die Seite gelangen, soll geweckt werden.

Wenn ich nun nach fast 1 ½ Jahren Arbeit den Wanderführer in meinen Händen halte, bin ich zugegebenermaßen ziemlich stolz darauf. Mir persönlich hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten und ich habe selbst ganz viel gelernt und entdeckt. Nun hoffe ich, dass viele Menschen Freude daran haben werden, die Touren nachzuwandern und die Archäologie am Wegesrand zu entdecken.

„Gutt goahn“

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