Erste Etappen auf dem „Weg der großen Steine“

29.04.2021 Vera Brieske

Die neuen Infoelemente an den Großen Sloopsteenen in Lotte-Wersen (Foto: Altertumskommission/Annemarie Reck).

Gräber in Heiden und Lotte sind Teil der Europäischen Kulturstraße „Megalithic Routes“

Große Steine, arrangiert zu auffälligen Ensembles, sind als Ausflugsziele beliebt, vor allem im westlichen Münsterland in Heiden und im nördlichen Münsterland bei Lotte-Wersen und Lotte-Halen. Dass es sich dabei um die ältesten noch erhaltenen Bauwerke aus Stein handelt, die in der Steinzeit als Gräber genutzt wurden, ist den meisten Besucherinnen und Besuchern in der Regel bekannt. Durch archäologische Forschungen gibt es darüber hinaus für annähernd jedes dieser Gräber aber auch spezielle Erkenntnisse, die durch fortlaufende Untersuchungen stetig erweitert werden. Und was Archäologen wissen wollen, interessiert auch andere: Wie alt ist das Grab? Wer hat es gebaut? Wie hat es mal ausgesehen? Wer ist darin bestattet worden? Was hat man darin gefunden? Wie haben die Menschen vor 5000 Jahren gelebt?

Die wissenschaftlichen Kenntnisse zu den Großsteingräbern an die Frau und den Mann zu bringen sowie die Besonderheit dieser fast schon magischen Orte zu wahren, ist erklärtes Ziel des Vereins „Megalithic Routes e.V.“, der die gleichnamige, 2013 vom Europarat zertifizierte Kulturstraße als touristisches Leitsystem europaweit installieren will. Die Altertumskommission ist seit 2015 Mitglied dieses Vereins und sorgt dafür, dass die westfälischen Gräber als Etappen des „Wegs der großen Steine“, so heißt künftig das westfälische Teilstück der Kulturstraße, ins Rampenlicht gerückt werden.

  • Bürgermeisterin Annette Große-Heitmeyer aus Westerkappeln und Bürgermeister Rainer Lammers aus Lotte bei der Aufstellung der Info- Stelen an den Großen Sloopsteenen (Foto: Altertumskommission/Vera Brieske).

  • Infoelement an den Düwelsteenen bei Heiden (Foto: Maike Deelmann/Heiden).

  • Die Infoelemente an den Großen Sloopsteenen werden aufgestellt (Foto: Altertumskommission/Vera Brieske).

  • Auch die Kleinen Sloopsteene in Lotte-Halen sind schon mit den neuen Infoelementen versehen (Foto: Altertumskommission/Vera Brieske).

  • ... ebenso sind die Düwelsteene bei Heiden nun auch eine Station auf dem "Weg der großen Steine" (Foto: Maike Deelmann/Heiden).

Die Altertumskommission hat das Thema „Megalithik in Westfalen“ (von griech. mega=groß, lithos=Stein) 2014 als Forschungsschwerpunkt in ihren Fokus genommen. Seitdem konnten viele neue Kenntnisse zu den westfälischen Großsteingräbern gewonnen werden, die im Münsterland, in der Hellwegregion um Soest, im Warburger Raum sowie in den Kreisen Paderborn und Minden-Lübbecke verbreitet sind. Um das Wissen und die frisch erstellten 3D-Modelle der Gräber und teilweise schon ihre Rekonstruktionen präsentieren zu können, wurde ein Infosystem auf zwei Ebenen konzipiert: Vor Ort sollten neue „Schilder“ ältere, z.T. überholte ersetzen oder andere ergänzen. Ein QR-Code führt dann auf eine Internetseite der Altertumskommission, auf der tiefergehende Informationen abrufbar sind. Hier ist dann auch das jeweilige 3D-Modell der Anlage zu sehen, das für die Wissenschaftler als Basis für die geplante virtuelle Rekonstruktion der Grabanlage dient.

Die beiden Infoelemente werden an den Großen Sloopsteenen aufgestellt (Foto: Altertumskommission/Vera Brieske).

Für die neue Beschilderung vor Ort, die etwas besonders Auffälliges, Außergewöhnliches sein sollte, hat die Altertumskommission zusammen mit der Firma Produkt-Entwicklung Helterhoff GmbH einen Entwurf von Designerin Nora Franzmeier umgesetzt (siehe Beitrag: Christbaumschmuck in Steinform?). Dadurch bieten jetzt statt der sonst üblichen Tafeln jeweils zwei große 3D-Objekte in kantiger Steinform Wissenswertes zum jeweiligen Grab, inklusive des QR-Codes für die zweite – digitale – Informationsebene.

Dank einer Förderung durch den Bund im Rahmen des „Soforthilfeprogramms Heimatmuseen“ sahen sich die Gemeinden Heiden und Lotte kurzfristig in der Lage, diese Infoobjekte für die Düwelsteene (Heiden) und die Großen und Kleinen Sloopsteene (Lotte) in Kooperation mit der Altertumskommission zu beauftragen. Anfang des Jahres war es dann soweit: Die Infoelemente wurden aufgestellt!

Nach und nach sollen elf weitere Orte mit erhaltenen Großsteingräbern oder sichtbaren Resten davon als Stationen des „Wegs der großen Steine“ eingerichtet werden. Das Konzept für den verbindenden Weg ist parallel dazu in Arbeit und auch andere europäische Partner – national und international – arbeiten zurzeit an ihren Megalith-Routen. Vorbild ist die niedersächsische Straße der Megalithkultur, die Vorreiter und Ideengeber für die „Megalithic Routes“ war. Die Stationen in Westfalen werden schon jetzt durch die neuen Info-Elemente als bedeutende Teile des internationalen Netzwerks sichtbar.

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