"Haben Sie hier schon einmal Pilgernde gesehen?"

07.04.2022 Ulrike Steinkrüger

Markus Krczal vom WDR-Fernsehen ist mit seiner Handkamera zum Dreh bereit (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

Ein Vormittag mit dem WDR auf dem Jakobsweg in Bochum-Wattenscheid

Das Wetter der letzten Tage mit Schneefall noch am Wochenende ließ Böses ahnen für einen Vormittag auf dem Jakobsweg mit dem WDR. Also: Regenjacke und wasserfeste Schuhe angezogen, Mütze, Handschuhe und Regenhose landen vorsichtshalber neben den Keksen und der Wasserflasche in der Tasche.

Verabredet war ich mit Markus Krczal vom WDR-Fernsehen an der Jahrhunderthalle in Bochum. Von hier soll es bis zur Bartholomäuskapelle auf dem Jakobsweg stadtauswärts gehen. Ruhrgebiet at it’s best! Wir beginnen mit der Industriebrache ehemaliger Stahlindustrie, auf der der Westpark und die Jahrhunderthalle entstanden sind, dann geht es durch internationale Schrebergartenanlagen mit Fahnenmästen, an denen uns Bilder von Döner entgegenwehen und im beginnenden Grün nebenan Plastikostereier das bevorstehende Fest ankündigen. Windig und kalt ist es, aber das schreckt weder Pilgernde noch WDR-Journalisten oder LWL-Archäologinnen. Immerhin behelligt uns kein einziger Regentropfen auf unserer Tour.

Ich zeige Markus – die Wellenlänge stimmt sofort – die Kirche St. Maria Magdalena, deren Vorgängerin die Kapelle eines alten Leprosenhauses aus dem 15. Jahrhundert war und sich direkt am alten Hellweg befand. Hier wurden die ansteckend Kranken – auch Leprakranke – untergebracht. Pilgernde sind im Mittelalter direkt daran vorbeigekommen. Markus möchte einen Pilgerstempel in seinen Pass und das Glück ist auf unserer Seite. Eine nette Frau verlässt gerade in diesem Moment das Pfarrhaus und nimmt uns sofort mit hinein, um das Siegel der Pfarrei in den Ausweis zu stempeln. Überhaupt ist das Ruhrgebiet voll von freundlichen und aufgeschlossenen Menschen, die bereitwillig auf die immer wieder gestellte Frage „Haben Sie hier vielleicht schon mal Pilgernde gesehen?“ antworten. Auch ein Paar aus Südkorea, das uns entgegenkommt, antwortet mittels Übersetzungs-App. Und die meisten der Befragten sind auf der Strecke tatsächlich schon Pilgernden begegnet und wissen, dass sie gerade auf einem Jakobsweg spazieren gehen. Auch die Ausschilderung auf unserem Abschnitt ist hervorragend, sodass wir unseren Weg ohne Karte finden. Ein Lob an die Wegezeichner:innen aus Bochum! Offensichtlich gibt es dort sogar eine talentierte Person, die an besonderen Stellen Muschel-Graffiti angebracht hat. Die sind nicht nur richtig schön und machen auf den Weg aufmerksam, sondern helfen auch zusätzlich bei der Wegfindung.

  • Graffiti einer Jakobsmuschel auf einer Stahlplatte neben dem Jakobsweg mit dem Schriftzug "Camino de Santiago" (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

  • Graffiti einer Muschel mit Pfeil auf einer Gassäule am Wegesrand (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

  • Auch auf den Stamm einer Buche ist eine Muschel gemalt (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

Markus Krczal zeigt in der Kapelle stolz seine Jakobsmuschel auf dem Rucksack (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

Schließlich sind wir nach ca. 7 Kilometern an unserem Ziel angekommen.

Hier steht die Bartholomäuskapelle, deren Vorgängerin zu einem Hospital gehörte, das im 14. Jahrhundert gestiftet wurde und explizit „peregrini“, also Pilgernden Unterkunft und Verpflegung bot. Auch an der Messe konnten diese teilnehmen. Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich viel getan: eine Steinsteele mit Muschel steht vor dem Eingang und eine gemütliche Holzbank lädt auch uns beide zu einer kurzen Pause ein. Im Inneren steht hinter dem Gitter im Altarraum ein Pilgerstab mit daran befestigter Jakobsmuschel. Ein Flyer zur „Pilgerkapelle St. Bartholomäus“ liegt ebenfalls aus. Das einzige was fehlt ist ein Stempel, mit dem Markus seinen Pilgerpass bereichern kann. Aber das ist nun wirklich Jammern auf hohem Niveau. Seinen Abschluss findet der Ausflug bei einer heißen Tasse Kaffee im nahegelegenen Gartenmarkt. Das tut gut!

Der Film wird übrigens am Osterwochenende im WDR-Fernsehen in der überregionalen Ausgabe der Lokalzeit ab 19:30 Uhr zu sehen sein. Es ist ein Dreiteiler, denn auch im Paderborner Raum wurde bereits gedreht und ein Abschnitt im Rheinland kommt auch noch dazu. Also: Karfreitag, Samstag und Ostersonntag die Lokalzeit nicht verpassen!

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  • Vor der Bartholomäuskapelle wurde eine Steele mit Muschelzeichen aufgestellt (Foto: AKo/U. Steinkrüger).

  • In der Bartholomäuskapelle findet sich ein Pilgerstab mit Muschel neben dem Altar (Foto: AKo/U. Steinkrüger).