Stein für Stein zurück in die Vergangenheit

13.09.2023 Florian Jüngerich

Ausstellungstitel vor einem Gemälde der Düwelsteene in der Volksbank Heiden (Foto: Altertumskommission/Falke).

Die Ausstellung zum Citizen-Science-Projekt der Altertumskommission – ein Resümee

Nach dem Abschluss der digitalen Wiederherstellung des Großsteingrabs Düwelsteene in seinen Zustand vor 1932 war die erste Hälfte des Citizen-Science-Projekts „Stein für Stein zurück in die Vergangenheit – Bürgerwissenschaft unterstützt die Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“ der Altertumskommission abgeschlossen (zum Blogbeitrag). Nun harrte die zweite Projekthälfte ihrer Verwirklichung: die Präsentation der Ergebnisse in einer Ausstellung.

Die Planung

Dazu musste zunächst ein Konzept erstellt werden, um alle Aspekte des Projektes sinnvoll miteinander zu kombinieren und zu präsentieren. Gar nicht so einfach, da sich das Potenzial der eingesendeten Materialien erst während des laufenden Projektes mehr und mehr offenbarte. Anhand der über 180 Fotografien ließ sich nämlich nicht nur die Rekonstruktion der Grabstätte vornehmen, sondern auch die Stellung der Düwelsteene in der Heidener Bevölkerung, ihre Bedeutung für die örtliche Gemeinschaft, wurde durch die vielen, teilweise sehr privaten Aufnahmen aus über 100 Jahren klar ersichtlich. Daher sollte dieser Aspekt selbstverständlich auch in der Ausstellung thematisiert werden.

Beim ersten Brainstorming über die Ausstellungsidee wurde in kleiner Runde über die geplanten Inhalte und die bestmögliche Art ihrer Vermittlung diskutiert und ein erstes Rohkonzept erarbeitet. Nach drei weiteren Treffen hatte sich letztendlich ein überzeugendes Ausstellungskonzept daraus entwickelt. Vorgesehen waren insgesamt vier Bestandteile, die zusammen eine Art „Raum im Raum“ bilden sollen.

Erste Ideen zum Konzept wurden auf einem Whiteboard festgehalten (Foto: Altertumskommission/Lammers).

Die analoge Ausstellung

Im Vordergrund steht das Ergebnis: die digitale Rekonstruktion und deren wissenschaftlicher Entstehungsprozess. Ein Film erläutert kurz und anschaulich die Arbeitsweisen und Prozesse.

Den Wissenschaftsaspekt unterstützt eine Vitrine als zweiter Ausstellungsbestandteil. Drei Zeitscheiben strukturieren den Inhalt: das Grab vor 1932, das Grab bei der Ausgrabung und Umgestaltung 1932 und das Grab heute. 3D-Modelle zeigen den heutigen Grabzustand und den rekonstruierten Zustand der Anlage vor 1932. Für das Jahr 1932 repräsentieren zudem einige originale Keramikscherben die Ausgrabungen. Zusätzlich wird aus jeder Zeitstufe eine entsprechende Fotografie gezeigt. Den Rahmen bilden drei (historische) Kameras aus den Beständen der Altertumskommission, die in den jeweiligen Zeiten Verwendung fanden.

Die beiden letzten Ausstellungsbestandteile widmen sich der Stellung der Düwelsteene in der Heidener Bevölkerung. Die eingesandten Fotografien aus allen Zeitabschnitten dokumentieren in besonderer Weise die über Jahrzehnte gleichbleibende Bedeutung der Düwelsteene als beliebter Treffpunkt und Fotomotiv für Familien und Vereine. Die Präsentation erfolgt zum einen in einer mehrteiligen Diashow, die im Anschluss an den o.g. Film auf dem Monitor läuft, und zum anderen über eine Leuchtwand. Die Diashow zeigt in vier thematischen Bilderserien verschiedene, besonders aussagekräftige Fotografien mit Angabe der jeweiligen Jahreszahl. Ein chronologischer Überblick der „Düwelsteene durch die Zeiten“ macht nicht nur die Veränderung der Anlage deutlich, sondern bietet auch durch die abgebildeten Personen eine modische Zeitreise durch die Jahrzehnte – oftmals ein wichtiger Datierungsanzeiger für die Fotos. Die übrigen Serien zeigen die Themen „Kinder“, „Jagdgesellschaften“ und allgemein „gesellschaftliches Leben an den Düwelsteenen“.

Den vierten und gleichzeitig auffälligsten Teil des künstlich geschaffenen Raumes stellte eine 2 m x 2,25 m große Leuchtwand dar. Diese trägt nicht nur den Ausstellungstitel als Blickfang, sondern zeigt in drei zeitlich geordneten, farblich differenzierten Bildbereichen eine große Zahl der eingesandten Fotografien.

  • Die Vitrinengestaltung wurde mit einem Dummy in Originalmaßen entwickelt (Foto: Altertumskommission/Kopner).

  • Finaler Entwurf der Leuchtwandgestaltung (Grafik: B. Podobrin).

  • Screenshot der Schnittmaske des Erklärfilms (Screenshot: Altertumskommission/Jüngerich).

Das Plakat zur Ausstellung, gestaltet durch Bregitta Podobrin (Grafik: B. Podobrin).

Von der Idee zur Umsetzung

Für die Umsetzung der einzelnen Bestandteile der Ausstellung kamen verschiedene Gewerke zum Einsatz. Das Farb- und Grafikkonzept für die Leuchtwand, an dem sich auch die Gestaltung der übrigen Objekte orientiert, wurde von der Gestalterin Brigitta Podobrin entwickelt. Es orientiert sich an der Gestaltung der Infoelemente zum „Weg der großen Steine“, den die Altertumskommission im Rahmen der „Megalithic Routes“ entwickelt hat und zu dem auch die Düwelsteene als eigene Station gehören. Der erklärende Film zum Ablauf und zur Durchführung der digitalen Rekonstruktion wurde von Dr. Anna Lammers umgesetzt. Bei allen extern vergebenen Aufträgen fungierten die Mitglieder des Ausstellungteams als inhaltliche Verantwortliche und wissenschaftliche Redaktion. Die 3D-Druckmodelle wurden dankenswerterweise von der Firma Produktentwicklung Helterhoff GmbH produziert und kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie entstanden auf Basis der 3D-Modelle, die im Rahmen der wissenschaftlichen Projektarbeit an der digitalen Rekonstruktion durch die Altertumskommission erstellt wurden.

Screenshot aus der digitalen Ausstellung (Screenshot: Altertumskommission/Jüngerich).

Die digitale Ausstellung

Neben der analogen Ausstellung wurde parallel auch eine digitale Version entwickelt, um die erarbeiteten Inhalte dauerhaft zu erhalten und einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese Online-Ausstellung umfasst neben den analog gezeigten Inhalten noch viele weiterführende Informationen zum Projekt und sämtliche eingesandten Fotografien der Düwelsteene. Neben dem erklärenden Film und den thematischen Bildreihen erwartet die Besuchenden der Website unter anderem ein bebilderter Zeitstrahl der wissenschaftlichen Erforschung des Megalithgrabs und Verlinkungen auf Publikationen und Websites, die sich mit dem Monument auf vielerlei Ebenen beschäftigen.

Zur Online-Ausstellung

 

Kooperation und Förderung

Nicht nur die Zusammenarbeit mit den Gestaltenden der Ausstellung ist positiv zu erwähnen, sondern auch die Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Kooperationspartner:innen. Vor allem der Gemeinde Heiden, der Volksbank Heiden, dem Heimatverein Heiden 1921 e.V., dem Land NRW und der Universität Münster, die das Projekt 2019 mit ihrem ersten Citizen-Science-Preis ausgezeichnet hat, sei für die materielle, monetäre, praktische und marketingtechnische Unterstützung herzlich gedankt.

 

  • Die Leuchtwand wird aufgebaut (Foto: Altertumskommission/Falke).

  • Die Vitrine wird eingerichtet (Altertumskommission/Falke).

  • Blick in die Ausstellung im Foyer der Volksbank in Heiden (Foto: Altertumskommission/Falke).

Eröffnung in Heiden am 28. Juli 2023

Die Ausstellung konnte nach knapp neun Monaten Entwicklungs- und Bearbeitungszeit am 28. Juli 2023 im Foyer der Volksbank Heiden aufgebaut und mit einem kleinen Rahmenprogramm intern eröffnet werden. Hier sprachen neben Bürgermeister Patrick Voßkamp und Mitglied des Volksbankvorstands Andreas Vosskamp auch die Vorsitzende Dr. Aurelia Dickers sowie Mitwirkende im Planungsteam der Altertumskommission. Für die Öffentlichkeit war die Ausstellung schließlich bis zum 18. August 2023 in Heiden zugänglich.

Die Resonanz war nach Aussagen der Bankmitarbeitenden außerordentlich hoch. Neben den Kund:innen, die während der Wartezeiten die Ausstellung besuchten, kamen darüber hinaus viele Heidener Bürgerinnen und Bürger in die Räumlichkeiten, um sich die präsentierten Objekte, Fotografien und Filme anzusehen. Auch eine Delegation der amerikanischen Partnerstadt Heidens (Lancaster/Wisconsin) wurde von der Gemeinde durch die Ausstellung geführt. Alles in einem also ein großer Erfolg.

Durch exzellente Teamarbeit und reibungslose Kommunikation mit den externen Stellen zeigt somit eine in sich schlüssige und aussagekräftige kleine Ausstellung den Ablauf und die Ergebnisse des Citizen-Science-Projektes „Stein für Stein zurück in die Vergangenheit – Bürgerwissenschaft unterstützt die Rekonstruktion des Großsteingrabs Düwelsteene“, obwohl Ausstellungsgestaltung eigentlich keine Kernkompetenz der Altertumskommission darstellt. Das Projekt hat uns einmal wieder gezeigt, wie gut unser kleines Team funktioniert.

Gruppenfoto mit allen Beteiligten der Ausstellung (Altertumskommission/Falke).

Um auch die Ergebnisse unseres Citizen-Science-Projekts an der Universität Münster, dem Hauptförderer, vorzustellen, plant das Organisationsteam momentan deren Aufbau im Archäologischen Museum der Universität Münster. Dort wird die Ausstellung ab Mitte November für drei Monate zu sehen sein.

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