Aus dem Grabungstagebuch

13.09.2021 Felix Faasen

Sicherheitsschuhe sind Pflicht, die restliche Schutzkleidung (vor dem Eichenprozessionsspinner) kann von den Mitarbeitenden nach eigenem Ermessen gewählt werden! (Foto: Altertumskommission/Reck).

... der Ausgrabung am Megalithgrab Beckum-Dalmer II

Nach der überaus erfolgreichen Grabung an den Kleinen Sloopsteenen im letzten Jahr durften wir Ende August am Megalithgrab in Beckum-Dalmer graben, unterstützt von der Außenstelle Münster der LWL-Archäologie für Westfalen. Nicht zuletzt für den Anschluss des Grabes an den Weg der großen Steine, dem westfälischen Teilstück der europäischen Kulturstraße Megalithic Routes, galt es, neue Daten zu Nutzung, Bauweise und Datierung des Grabes für die geplanten Infoelemente zu gewinnen.

Eine vorbereitende fotogrammetrische Aufnahme des Megalithgrabes zeigte auf, dass es sich um die längste in situ erhaltende Grabkammer in Westfalen handelt. Darüber hinaus liegt es quasi auf der Grenze zwischen Trichterbecher- und Wartbergkultur. Letztere baute ihre Gräber aus Kalksteinplatten, unseres ist jedoch aus Findlingen errichtet, wie die im Nordwesten Europas verbreiteten Trichterbecher-Gräber. Es versprach also spannend zu werden.

Anne präsentiert stolz den ersten Knochenfund (Foto: Altertumskommission/Reck).

Nachdem unser Voraus-Team das Grab von Laub und der Bauhof die Eichen von Prozessionsspinner-Nestern befreit hatten, konnten am Montag direkt drei Sondageschnitte geöffnet werden. Bereits nach dem Abtrag der ersten Zentimeter Oberboden leuchtete uns in Schnitt 1 eine Art Pflasterung aus weißen Kalksteintafeln entgegen. Möglicherweise wurde damit die Hügelschüttung über dem Grab abgedeckt.

Auch der dritte Schnitt führte schnell zu ersten Erfolgen: Im Abraum einer unwissenschaftlich und unsachgemäß durchgeführten Grabung der 1970er-Jahre entdeckten wir Knochenfragmente. Jedes wurde behutsam geborgen und eingemessen, um nach einer Laboranalyse Daten zu Alter und Sozialstruktur der Bestatteten liefern zu können.

Am zweiten Tag wurden die Arbeiten fortgeführt. Die Plana wurden für die fotogrammetrische Dokumentation feinsäuberlich geputzt. Dabei wehte uns an dem ansonsten idyllischen Fleckchen in Sichtweite der Beckumer Berge ein kalter Nordwind ins Gesicht. Die Sonne ließ sich nur selten blicken, was zumindest der Fotodokumentation zugutekam.

Das Megalithgrab Beckum-Dalmer II vor der Ausgrabung (Foto: Altertumskommission/Reck).

Mittwochs zeigte sich das Wetter deutlich angenehmer. Außerdem erhielten wir tatkräftige Unterstützung von Ulrike und Vera aus der Geschäftsstelle. Das erleichterte auch die Arbeit in dem schweren und stark durchwurzelten Boden. Der schnelle Fortschritt und die bereits sichtbaren Ergebnisse erfreuten auch einige interessierte Besucher an diesem Tag, darunter Dr. Christoph Grünewald. Als Leiter der Außenstelle Münster und zuständiger Bodendenkmalpfleger hatte dieser die Grabung erst ermöglicht und uns auch dieses Jahr wieder die Grabungstechnikerin Natalia zur Verfügung gestellt.

Ein wenig Eile war schon geboten, denn Donnerstagnachmittag mussten die Schnitte schon wieder verschlossen sein. Aus bodendenkmalpflegerischer Sicht sind die Befunde des Schnitts 2 sehr interessant, da sie belegen, dass es zusätzlich zu den Zerstörungen des Jahres 1970 weitere undokumentierte Bodeneingriffe gegeben hat, obwohl das Grab eigentlich seit 1860 (damals durch den Preußischen Staat) geschützt wurde.

Abschließend können wir die gesamte Grabung als vollen Erfolg verbuchen, da sie uns zahlreiche neue Einblicke in die jahrtausendealte Geschichte des Megalithgrabes ermöglicht hat.

Nun erwarten wir gespannt die Laborergebnisse, ebenso wie die Beckumer Bürger und andere Jungsteinzeitfans sich auf die neuen Infoelemente in Steinform freuen dürfen (siehe Beitrag: Erste Etappen auf dem Weg der Großen Steine).

Artikel zur Grabung in "Der Glocke" vom 12.02.2022, PDF (nicht barrierefrei)

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  • Felix schneidet die kleinen Wurzeln für die Fotodokumentation ab (Foto: Altertumskommission/Reck).

  • Auch die altbewährte Siebanlage wurde wieder in Betrieb genommen (Foto: Altertumskommission/Reck).

  • Vor Beginn der Grabung wurde das Megalithgrab vermessen (Foto: Altertumskommission/Brieske).

  • Florian gräbt im minimalinvasiven Schnitt innerhalb der Grabkammer (Foto: Altertumskommission/Reck).

  • Ulrike, Leo und Felix graben am Aushub von 1970 (Foto: Altertumskommission/Brieske).

  • Anne präpariert die Knochen für das Situationsfoto frei (Foto: Altertumskommission/Klinke).


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Schlagworte: Megalithik · Steinzeit · Grabung