Forschung mit Bürgerbeteiligung in Stadtlohn

21.01.2025 Florian Jüngerich

Gruppenfoto mit allen Beteiligten im Vorfeld der Begehung (Altertumskommission/Riering).

Gruppenbegehung mit Metallsonden auf der Hünenburg

Im Januar durften lizenzierte Sondengänger:innen ausnahmsweise auf der Hünenburg bei Stadtlohn, einem geschützten Bodendenkmal, nach archäologischen Funden suchen. Möglich war dies durch einen Sonderauftrag der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen. Die Altertumskommission forscht derzeit über frühmittelalterliche Befestigungsanlagen und hoffte auf Funde der Sondengänger:innen, die beim Datieren der Wehranlage helfen. Über die Wallburg ist nämlich neben den wenig aussagekräftigen Ergebnissen einer kleinen Grabung im Jahre 1950 nichts Weiteres bekannt.

Im Sommer war die Hünenburg so dicht bewachsen, dass eine Begehung nahezu unmöglich war (Altertumskommission/Brieske).

Im Vorfeld der Aktion wurde die Hünenburg bereits durch Mitarbeitende der Altertumskommission und der LWL-Archäologie für Westfalen begangen. Sie kundschafteten untersuchungsfähige Flächen aus, da die Vegetation und der sumpfige Untergrund vor Ort eine vollständige Begehung unmöglich machen. Davon ausgehend wurde die maximale Teilnehmendenzahl auf 35 Personen festgelegt. Bewerben konnten sich sämtliche lizenzierten Sondengehenden des Regierungsbezirks Münster, die alle per Email über die Aktion informiert wurden. Schon bald gingen mehr Interessensbekundungen ein, als Kapazitäten vorhanden waren – Danke für das große Interesse! Die Platzvergabe erfolgte, wie bei einer vergleichbaren Aktion auf der Oldenburg bei Ense-Höingen, erneut durch das Losverfahren.

Die Sondengänger:innen schwärmen aus (Altertumskommission/Brieske).

Somit versammelten sich am Morgen des 18. Januar 2025 bei frostigen Temperaturen um den Gefrierpunkt über 30 Sondengänger:innen auf dem neben der Anlage gelegenen Hof Bockwinkel, der die Aktion dankenswerter Weise großzügig unterstützte. Nach einer kurzen Begrüßung durch Aurelia Dickers, der Vorsitzenden der Altertumskommission und einer Einführung durch den Projektmitarbeiter Florian Jüngerich erklärte Ulrich Lehmann, Leiter der Stabsstelle Sondengehen und Magnetangeln der LWL-Archäologie, den Ablauf der Aktion. Nachdem die Verhaltensweise auf dem Gelände und der Umgang mit den zu erwartenden Funden dargelegt worden war, fiel auch schon der symbolische Startschuss.

Die Sondengänger:innen im gemeinsamen Austausch (LWL-AfW/Pfeffer).

Die Teilnehmenden verteilten sich in Kleingruppen auf die insgesamt sechs festgelegten Untersuchungsbereiche und begannen mit der systematischen Begehung des Geländes. Schon bald ertönten die ersten Signale der Sonden und die ersten Spatenstiche wurden getätigt. Von Zeit zu Zeit konnten alle Teilnehmer:innen ihre gemachten Funde, sauber verpackt und mit Namen und Koordinaten versehen, im Basislager auf dem Hof abliefern, sich kurz aufwärmen und eine Kleinigkeit essen sowie die zur Verfügung gestellten Heißgetränke zu sich nehmen. Für das leibliche Wohl war nämlich natürlich bestens gesorgt.

Das Rammkernsondiergerät im Einsatz (LWL-AfW/Pfeffer).

Parallel zur Sondenbegehung hatte das Team der Geschäftsstelle der Altertumskommission an diesem Samstag eine weitere Mission. Bei einer zuvor stattgefundenen Rammkernsondierungsaktion in den Wällen der Anlage konnten aus Zeitgründen nicht alle vorgesehenen Bereiche untersucht werden. Die Sondierungen dienen dazu, aus den Wällen Holz(kohlen)proben zu gewinnen, die von ihrer inneren Stützkonstruktion herrühren. Diese können im Anschluss durch ein Speziallabor mit der Radiokarbonmethode naturwissenschaftlich datiert werden und geben so Aufschluss über das Alter der Wälle. An diesem Tag wurden an sechs verschiedenen Stellen Untersuchungen durchgeführt, die zusammengefasst zufriedenstellende Ergebnisse lieferten.

Ein Teilnehmer begutachtet seinen ersten Fund des Tages (LWL-AfW/Pfeffer).

Insgesamt kann der Tag also als voller Erfolg gewertet werden. Nicht nur durch die gewonnenen Proben, sondern auch durch die zahlreichen Funde der Begehung erwarten wir uns nähere Erkenntnis zum Alter der Hünenburg bei Stadtlohn. Bis die Laborergebnisse vorliegen werden zunächst die Fundstücke der Sondengehenden durchgesehen und bestimmt. Es bleibt also spannend. Darüber hinaus konnten sich die Ehrenamtlichen untereinander vernetzen und den ein oder anderen nützlichen Tipp austauschen. Vielen Dank, dass alle so beharrlich der Witterung getrotzt haben und alles reibungslos funktioniert hat – wir freuen uns auf eine weitere, gute Zusammenarbeit!