Archäologisches Wandern

24.05.2021 Ulrike Steinkrüger

Ausschilderung eines Megalithgrabes auf einer der Wanderstrecken (Foto: U. Steinkrüger).

Teil 1: Von der Idee zum Konzept

Schon als Teenagerin bin ich gerne wandern gegangen. Seit vielen Jahren ist das Wandern eines meiner favorisierten Hobbies. Als Stadtkind finde ich es einfach großartig, mich in mäßigem Tempo draußen in der Natur zu bewegen, fern von Autoabgasen, Baustellenlärm und Alltagssorgen.

Ein weiteres bevorzugtes Hobby, die Archäologie, habe ich zu meinem Beruf gemacht. Lange war mir nicht klar, wie wunderbar sich beides miteinander vereinen lässt. Denn uns umgeben so viele archäologische Denkmäler in unserer Umgebung und mitten in der Natur, wie ich es selbst vorher nicht für möglich gehalten hätte.

Die üblichen archäologischen Führer geleiten Interessierte vom Parkplatz zu einem Denkmal und wieder zurück. Das fand ich schon immer schade, hätte ich doch gerne auch gezielt die Umgebung erkundet, ohne auf dem Holzweg zu landen oder Gefahr zu laufen, mich zu verirren. Ob es auch anderen so ergeht?

Unregelmäßigkeit im Gelände oder archäologisches Denkmal? Hier verläuft der Wanderweg auf einer mittelalterlichen Landwehr, deren zweiter Wall und Graben links im Bild sichtbar sind (Quelle: U. Steinkrüger).

Als ich 2015 auf einer zweiten halben Stelle die Leitung des Fachbereichs Wandern beim Westfälischen Heimatbund e.V. (WHB) übernahm und von nun an für die Wanderwege im Münsterland zuständig war, war die Idee geboren, die Fachkenntnisse beider Stellen miteinander zu verbinden und einen archäologischen Wanderführer zu schreiben. Dieser sollte die Highlights der westfälischen Archäologie über Rundwanderwege erschließen. Mir war wichtig, dass möglichst alle Zeitstellungen und eine große Bandbreite an archäologischen Befundgattungen vertreten ist. Auch die räumliche Verteilung und die Länge der Wanderungen sollte möglichst breit gestreut sein, damit sowohl für Wanderneulinge als auch für erfahrene Wanderfüchse etwas dabei ist. Zudem wollte ich darauf achten, dass alle Wanderungen auch mit dem ÖPNV erreichbar sind, was meistens den Vorteil mit sich bringt, dass auch Einkehrmöglichkeiten einbezogen werden. Soweit das Ideenkonglomerat, das sich in mir zusammenbraute.

Gesamtkarte mit der Verteilung der Wandertouren. TK250 (Quelle: U. Haarlammert).

Aber zwei halbe Arbeitsstellen, die zudem noch unheimlich viel Spaß machen, lassen nicht viel Platz für eigene Projekte, so dass es fünf Jahre lang bei dieser Idee und einer Liste von archäologischen Denkmälern in Westfalen, die unbedingt Teil einer solchen Wanderung werden müssen, blieb.

Erst als ich 2020 zugunsten einer Stundenaufstockung in der Altertumskommission die Stelle beim WHB aufgab, konnte ich mein Projekt konkret weiterverfolgen – was ich auch zunächst zaghaft und dann mit immer mehr Begeisterung tat. Bis zum Frühjahr hatte ich auf der Basis meiner Ideensammlung ein handfestes Konzept ausgearbeitet und mich entschieden, mich regional zunächst auf das Münsterland zu beschränken – die Region, in der ich mich mit den Wanderwegen am besten auskenne. Ich entwickelte 14 Rundwandertouren mit Längen zwischen 9 und 25 Kilometern, die sich so viel wie möglich auf vorhandenen, markierten Wanderwegen bewegen sollten. Jede Wanderung bezog jeweils ein oder mehrere archäologische Denkmäler mit ein. 12 Touren sollten es in das Buch schaffen, zwei Touren behielt ich auf Lager, falls an einer Stelle mal etwas nicht so funktionieren sollte, wie ich mir das gedacht hatte.

Als nächstes stellte sich die wichtige Frage: Würde ich einen Verlag finden, der sich von dem Konzept begeistern ließe?

  • Wanderin an der Haskenau (Foto: Altertumskommission/Brieske).

  • Die Wallburg Haskenau ist Teil einer 24 Kilometer langen Wandertour. Gut sichtbar sind der Graben und rechts im Bild der mächtige Hügel, auf dem im 13. Jh. der Wohnturm der Burg stand (Foto: U. Steinkrüger).